Mit diesem Selbstporträt aus den Jahren 1638-39 bezog Gentileschi eine gewagte Position: nicht nur behauptete sie in einer Zeit, als Frauen nicht einmal zu Kunstakademien zugelassen wurden, eine Malerin zu sein, sondern betrachtete sich als die Verkörperung der Malerei selbst. Sie benutzte Elemente der „Allegorie der Malerei“ von Cesare Ripas „Ikonologie“ von 1611, in der alle beliebten Kunstmotive beschrieben waren. Ripa zufolge war die Malerei eine wunderschöne Frau mit vollem schwarzem, zerzaustem und verdrehtem Haar, das den Rausch des künstlerischen Temperaments symbolisiert; bogenförmige Augenbrauen sollen auf fantasievolle Gedanken verweisen, der Mund sollte mit einem Tuch bedeckt sein, das hinter den Ohren zusammengebunden ist und eine Goldkette mit Maskenanhänger an ihrem Hals sollte die Imitation symbolisieren. Gentileschi hatte sich dafür entschieden, das Tuch nicht mit aufzunehmen.




Selbstporträt als Allegorie der Malerei
Öl auf Leinwand • 96,5 × 73,7 cm