Mit seinem ungewöhnlichen Schnitt und schräger Perspektive scheint dieses Gemälde einen nicht redigierten Blick ins Innere eines kleinen Hutladens aus dem 19. Jahrhundert darzustellen, einen flüchtigen Blick, wie man ihn etwa beim Schaufensterbummel hineinwirft. Das junge Mädchen lehnt sich zurück, um ihre Arbeit zu begutachten, mit einer Nadel zwischen ihren gespitzten Lippen und Handschuhe tragend, um den zarten Stoff des Huts zu schützen. Völlig vertieft scheint sie den Betrachter nicht zu bemerken. Edgar Degas entfernte und übermalte sowohl die Hände der Modistin als auch ihren sich in Arbeit befindlichen Hut, sodass beide in Bewegung zu sein scheinen - ein beabsichtigter Kontrast zu den fertigen, ausgestellten Hüten links. Eine Röntgenuntersuchung offenbarte, dass diese Figur ursprünglich eine Kundin dargestellt hatte. Degas hat jedoch, nach Überdenken des Sujects, die nötige Information zur Identifizierung der Frau zurückgehalten.




Der Hutladen
Öl auf Leinwand • 100 x 110.7 cm