Vom 4. bis 28. Juli präsentieren wir in DailyArt samstags und dienstags Stücke aus der prächtigen Sammlung des Kröller-Müller-Museums in Otterlo, Niederlande. Viel Spaß!
Dieses monumentale Gemälde der Göttin Venus und ihres Sohnes Amor hat ein ansteckendes Thema. Der junge Amor hat etwas Honig gestohlen. Er hält immer noch die Wabe in der Hand und wütende Bienen schwärmen um seinen Kopf. Seine Mutter Venus bringt ihm hier eine Lektion bei: Die brennenden Pfeile des Verlangens, mit denen er so oft Menschen verletzt, sind genauso schmerzhaft wie die Bienenstiche, und jetzt bekommt er einen Vorgeschmack auf seine eigene Medizin. Der lateinische Text in der oberen linken Ecke vergleicht den Schmerz von einem Stich mit dem von Herzschmerz. Abgesehen von diesem Thema konzentriert sich die Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die Venus, die mit lilienweißer Haut, länglichen Gliedmaßen und einem kleinen, zarten Gesicht dargestellt wird. Der hauchdünne Schleier dient eher dazu, ihre Nacktheit zu betonen, als ihre Würde zu bewahren.
Diese Art der Darstellung des weiblichen Aktes von Cranach war schon zu seiner Zeit sehr beliebt. Das Gemälde ist undatiert, wurde aber sicherlich nach 1537 angefertigt. Dies lässt sich vom Drachen über Amor ableiten: dem Familienwappen und auch der „Signatur“ von Cranach. In seinen frühen Werken sind die Flügel dieses Drachen erhoben; nach 1537 werden sie gesenkt dargestellt.