Von 1826 bis 1827 produzierte Delacroix eine Serie von 17 Lithografien für den pariser Herausgeber Charles Motte zur Illustration von Johann Wolfgang von Goethes Faust, welches gerade erst von Friedrich-Albert-Alexander Stapfer auf französisch übersetzt worden war. Dies ist die erste Illustration: Mephisto, die Flügel in vollem Umfang ausgestreckt, fliegt über die in Schatten getauchte Stadt. Delacroix zeigt sofort, dass sein zentraler Charakter tatsächlich die teuflische Figur des Mephisto ist, der romantische Held par excellence, und setzt die Handlung in eine unheimliche Atmosphäre. In Europa seit dem späten 16. Jahrhundert weit bekannt, wurde die sagenhafte Geschichte von Faust - der Mann, der dem Teufel seine Seele verkaufte - mit Goethes Stück wieder populär, welches in Tübingen im Jahr 1806 veröffentlicht wurde. 1823 produzierte der junge Albert Stapfer (1802-1892) die erste französische Übersetzung. Zwei Jahre später bot Gérard de Nerval (1808-1892) eine neue, mehr poetische Version an. 1824 merkte Delacroix in den Seiten seines Tagebuchs sein Verlangen, das Motiv in Angriff zu nehmen, an. Während seiner Reise nach England (Mai-August 1825) war der Maler zutiefst bewegt von der tragisch-komischen Interpretation der Figur des Mephisto, wie sie der Darsteller Daniel Terry während einer Theateraufführung zu diesem Motiv am 24. Juni im Royal Theatre an der Drury Lane in London vorstellte. Delacroix nahm daher Charles Mottes Vorschlag wahrscheinlich begeistert an. 1828 veröffentlicht, war das Buch leider kein großer Erfolg. Dennoch pries Goethe dessen ideenreiche Qualität: "M. Delacroix hat meine eigenen Vorstellungen übertroffen, und wie viel mehr werden die Leser alles Lebendig und über ihre Imagination hinausgehend finden." (Goethes Gespräche mit Eckermann, Paris, 1988, S. 171-172).




Mephistopheles in der Höhe
Lithografie auf blauem Papier • -