Der Kuss der Sphinx by Franz von Stuck - 1895 - - Szépművészeti Múzeum Der Kuss der Sphinx by Franz von Stuck - 1895 - - Szépművészeti Múzeum

Der Kuss der Sphinx

Öl auf Leinwand • -
  • Franz von Stuck - 23. Februar 1863 - 30. August 1928 Franz von Stuck 1895

Dieses Gemälde ist ein großes Melodrama, das in einem feurigen Rot gemalt ist. In einem leidenschaftlichen Kuss eingeschlossen, drückt die Sphinx ihre Lippen gegen die des Mannes wie ein Vampir, als ob sie das Leben aus ihm heraussaugen wollte. Es war das Gedicht von Heinrich Heine im Vorwort zu seinem Buch der Lieder (3. Auflage, 1839), das Stuck inspirierte, diesen Triumph von Frau über Mann zu malen. Das Marmorbild wurde lebendig, begann zu stöhnen und zu flehen - Sie trank meine brennenden Küsse mit Heißhunger und Gier. Sie trank den Atem aus meiner Brust, sie fütterte die Lust ohne Pause; sie drückte mich fest und riss und zerbrach meinen Körper mit ihren Krallen. Im 19. Jahrhundert war die Sphinx ein beliebtes Thema in der Literatur und der bildenden Kunst. Die vielen Bilder lassen sich in vier Grundtypen unterteilen: die ägyptische Sphinx, die griechische Sphinx, die Sphinx als Femme Fatale und die mystische Sphinx. In diesen vier Typen und den verschiedenen hybriden Formen sehen wir, wie die verschiedenen Künstler in ihrer Annäherung an die Sphinx alle einen unterschiedlichen inneren Kampf dargestellt haben: den Kampf zwischen Tierinstinkten und Intellekt, den ewigen Konflikt zwischen Mann und Frau oder die Suche nach dem Sinn der menschlichen Existenz. Franz von Stuck hat uns die Femme Fatale in Der Kuss der Sphinx genauer dargestellt. Sie ist eine dralle Verführerin, eine Art Vampirin, die mit ihrem Todeskuss das Blut des Lebens aus einem nackten jungen Mann zu saugen scheint. Die Sphinx als Femme Fatale erreichte um 1900 ihren Höhepunkt in der totalen Identifikation der Frau mit der Sphinx: Die vermeintliche "animalische" Natur der Frauen wurde in mythologischen halbmenschlichen Figuren wie der Sphinx oft sehr anschaulich dargestellt. Der Symbolismus verlieh der Sphinx eine erotische Aura und entwickelte die Figur als Verkörperung der Femme fatale weiter. Dies war ein Hinweis sowohl auf das ewige Problem des Machtungleichgewichts zwischen Männern und Frauen als auch auf die sich verändernde Rolle der Frauen in der Gesellschaft, die oft als Bedrohung für Männer angesehen wurde. Für den männlichen Künstler war die Suggestion der weiblichen Dominanz eine ambivalente Anziehungskraft. Indem er der Sphinx ein zeitgemäßes Aussehen verleiht, zeigt der Künstler die tückische Seite der modernen Frau auf.