Heute und die nächsten drei Sonntage zeigen wir je ein Werk aus der Sammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien, diesmal ein Tritychon von van der Weyden. Er war ein früher niederländischer Maler, erschuf religiöse Triptychen, Altargemälde, einzelne Porträts und solche als Diptychon auf Kommision. Er war zu Lebzeiten sehr erfolgreich und international bekannt.
Zusammen mit Jan van Eyck dominierte Rogier van der Weyden in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die niederländische Malerei in Brüssel. Er arbeitete sowohl für den Burgundischen Hof als auch für das städtische Bürgertum. Wir wissen, dass er im Jahr 1450 eine Pilgerfahrt nach Rom unternahm. Dieses Wiener Gemälde wurde jedenfalls vor seiner Italienreise gemalt und wurde im folgenden Jahrhundert zu einem Standartwerk im Kunstunterricht. Heute erstreckt sich diese Kreuzigungsszene über einen Flügelaltar, aber wahrscheinlich war das Gemälde ursprünglich eine einzige Tafel, auf das der "Rahmen" nur aufgemalt war. Nicht lange nach seiner Fertigstellung wurde das Werk jedenfalls in drei Teile zersägt, sodass die Porträts von Maria Magdalena und Veronika die Flügel eines Triptychons wurden.
Bedenkt man seine ursprünglich Form, ist van der Weydens künstlerische Innovation noch bedeutender: Zum ersten Mal vereint er alle Teilnehmenden - die Kreuzigungsgruppe, die Heiligen und die Stifter des Bildes - vor einer einheitlichen Landschaft, in der das idealisierte Jerusalem am Horizont erscheint. Ein solcher Realismus in einem einheitlichen Raum wurde in früheren Werken nie erreicht. Die Stifter, deren Identität heute unbekannt ist, sind nur durch einen auffälligen Riss im Boden von dem zentralen Objekt der religiösen Besinnung getrennt. Dieses Konzept war so fortschrittlich, dass es zunächst in den Gemälden der folgenden Epochen abgeschwächt wurde. Noch lange Zeit wurden die Stifter von Gemälden zusammen mit ihren Schutzheiligen auf den Flügeln des Altars abgebildet. Eine weitere Neuerung ist hier zu sehen: das Lendentuch Christi, das wirkt, als würde es im Wind wehen. Es wurde zu einem oft gemalten Motiv in der niederländischen und deutschen Malerei.
Bis morgen!