Das Vernikel, oder der Schleier der Sankt Veronica

Die Mehrheit der Menschen während der Renaissance hatten wenig Geld verfügbar für Kunst, aber dennoch waren sie interssiert an Kunstgegenständen. Die Kultur des Visuellen hatte einen Platz unter den Armen in der Form schlichter und vergleichsweise günstiger Gegenstände, und diese Plakette eines Pilgers ist ein Beispiel dafür.

Pilgerreisen während der Renaissance wurden aus ziemlich den gleichen Gründen gemacht wie heute: sie waren religiöse Riten des Durchgangs für einige, für andere eine Reise um Heilung zu suchen, oder einfach eine Unternehmung, um eine Person moralisch oder spirituell zu verbildlichen. Diese Pilgerplakette war ein sichtbares Zeichen dessen, dass jemand seine Reise erfolgreich beendet hatte.

Die Plaketten gab es in einer Reihe von Materialien, von günstigen Versionen in Blei bis zu den teureren Varianten in Gold. Sie wurden als Souvenire der Reise gekauft und mit Stolz getragen, als ein Zeichen der Errungenschaft und der Frömmigkeit. Die Symbolik der Plaketten bezog sich normalerweise direkt auf den christlichen Ort, mit dem sie assoziiert wurden; das Symbol von Santiago de Compostela zum Beispiel war (und ist immer noch) eine Jakobsmuschel, die Jakobus repräsentiert, den Schutzpatron Spaniens.

Die Pilgerplakette des Schleiers von Saint Veronica (s.o.) wurde aus geprägtem Messing gemacht. Ihr Thema behandelt den Moment, in dem die Frau Veronica das Gesicht Jesu trocken wischte, als er auf dem Weg nach Golgatha war. Um das Gesicht Christi steht die Inschrift 'salve sante facies nostris redeptori', das übersetzt bedeutet 'Heil dem heiligen Gesicht unseres Erlösers'. Der Träger dieser Plakette mag gehofft haben, einige Eigenschaften, verbunden mit einem bestimmten Heiligen, zu erlangen; in diesem Fall könnten die Eigenschaften Mitleid und Erbarmen von Bedeutung sein. Allermindestens würden sie durch den Gegenstand an diese Attribute erinnert werden.

Das Tragen von Pilgerplaketten zeigt eine Sorge um das eigene Image, die wir eher nur den Reicheren zuschreiben würden, doch hier können wir klar sehen, dass sichtbare Kunstgegenstände im täglichen Leben ein gesellschaftsweites Anliegen waren, und die massenproduzierten Pilgerplaketten machen deutlich, dass sogar die ärmsten Leute visuelle Symbole erwerben konnten, um verschiedene Aspekte ihres Lebens sowohl zu verschönern, als auch sie symbolisch darzustellen.

- Sarah