Die nächsten vier Sonntage werden wir Meisterwerke aus der Ausstellung "Bonnard/Vuillard. The collection of Zeïneb and Jean-Pierre Marcie-Rivière" des Musée Bonnard zeigen. Bis zum 17. September werden in der Ausstellung Gemälde und Zeichnungen aus der privaten Sammlung von Zeïneb und Jean-Pierre Marcie-Rivière gezeigt, die nun dem Musée d’Orsay angehört. Viel Vergnügen! :)
Mit 26 Jahren lernt Pierre Bonnard Marthe kennen, die seine liebstes Modell und später seine Frau wurde. Diese Bekanntschaft veränderte sein gesamtes Leben und Werk. Er wendet sich dem Akt zu, der bald sein Hauptthema und Medium seiner Überlegungen zu Raum und Körper wird.
In diesem Gemälde ist Marthe mit 24 Jahren noch sehr jung. Bonnard hat sie erst kürzlich kennengelernt, das Gemälde ist eines seiner ersten Akte. In Junge Frau mit schwarzen Strümpfen trifft Erotik auf Prüderie.
Marthes Figur ist fragil, ihr Körper ist der eines Teenagers. Ihr Haar ist zerzaust und deutet darauf hin, dass sie gerade aufgewacht ist, auch das ungemachte Bett spricht dafür. Im Vordergrund verschwimmen die dünnen, unscharfen Bettlaken mit dem Nachthemd, das sie ungelenk auszieht.
Bonnard wird die nackte Marthe noch 50 weitere Jahre malen, dennoch scheint sie in seinen Bildern nicht älter zu werden. Sie posiert nicht; Bonnard hält sie in alltäglichen Situationen fest. Ihre Gesten und Bewegungen sind ihm eine ganz eigene Quelle der Inspiration. Er beobachtet sie genau und eignet sich im Geheimen ihre Mimik, Bewegung und Haltung an.
Auf diese intime, kleinformatige Szene wird Bonnard in einer Serie von Zeichnungen immer wieder zurückkommen und sie wird viele Veröffentlichungen wie Parallèlement von Paul Verlaine und Marie, einen Roman von Peter Nansen, zieren.