Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, glaubte, dass Eros (der griechische Liebesgott) als Lebenstrieb und Thanatos (der griechische Todesgott) als Todestrieb nur gemeinsam existieren können. Eros ist der Trieb nach Kreativität und Liebe und wird mit Harmonie unter den Menschen in Verbindung gebracht, während Thanatos als Todes- und Zerstörungstrieb negative Gefühle wie Hass oder Aggression hervorbringt.
1992 war das Thema des Internationalen Museumstages "Museen und Umwelt" und Thanatos konnte in jenem Jahr ein Fest feiern. In Kroatien tobte der Krieg und beraubte die dortigen Museen ihrer Gebäude, Sammlungen und Besucher. Der kroatische Künstler Boris Ljubičić entwarf eine Fotomontage (eine Methode vor Photoshop) bei der Bilder zweier völlig unterschiedlicher Museumsausstellungen miteinander kombiniert wurden. Einer war der Schädel des Neandertalers aus Krapina und der andere ein Porträt eines Mädchens aus Salona, einer alten Hauptstadt der römischen Provinz Dalmatien (heute Solin bei Split, Kroatien).
Die Idee des Künstlers war es zwei entgegengesetzte Konzepte zu kombinieren, indem er das Mädchen, als Symbol des Lebens, mit dem Schädel, der den Tod symbolisiert, vermischte. Die Mischgestalt, dieser künstlerische Frankenstein, scheint widersinnig zu sein, sendet jedoch mit "Croatia 1992" unterschrieben eine Botschaft: In diesem Land passiert etwas Schreckliches. Es war ein Kriegsjahr, in dem Eros durch Thanatos vertrieben wurde.
- Maja Kocijan