Vor unserer heutigen Geschichte möchte ich darauf hinweisen, dass dieser Monat in Sachen Künstlerinnen besonders sein wird. Wir versuchen sie immer so oft wie möglich zu präsentieren – und heute haben wir diese Möglichkeit dank des Nationalmuseums in Stockholm. :) Bereitet euch auf mehr vor!
Anne Vallayer (1744–1818) wurde im Alter von nur 26 Jahren in die Französische Akademie der Künste aufgenommen. Das war zur damaligen Zeit ein bemerkenswertes Ereignis, da sie noch sehr jung war und als Frau Eingang in eine Institution fand, die von Männern dominiert wurde – als unverheiratete Frau wohl bemerkt. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Vallayer königlichen Schutz genoss, aber es fehlte ihr nicht an Mentoren in den Rängen der Akademie. Claude-Joseph Vernet, ein Landschaftsmaler, war ihr Lehrer. Sie wurde in die Akademie als Malerin für Stillleben aufgenommen.
Vallayer, die im Jahr 1781 Jean-Pierre-Silvester Coster, einen erfolgreichen Anwalt, heiratete, spezialisierte sich vorerst auf Blumenmalerei. Dank ihrer effektvollen Verwendung der Farben und ihrem gekonnten Illusionismus waren ihre Stillleben sehr begehrt, rangierten in der Rangordnung der Themen aber ziemlich niedrig. Vallayer-Coster versuchte deshalb das Spektrum ihrer Motive zu erweitern, indem sie ganz bewusst Gegenstände einbezog, die üblicherweise mit historischer Malerei verbunden wurden. In der Hoffnung, königliche Käufer auf sich aufmerksam zu machen, malte sie auch Porträts, was zu Aufträgen durch die Tanten des Königs und die Königin Marie Antoinette führte.
Trotz ihrer Absicht, ihr Spektrum an Motiven zu erweitern, malte Vallayer-Coster nur sehr wenige Porträts, und viele davon hatten eine direkte persönliche Beziehung. Angesichts dieser Tatsache und einer gewissen Ähnlichkeit haben Forscher vermutet, dass das Porträt einer Geigenspielerin ein Genrebild ist, in dem eine der drei Schwestern der Künstlerin – Madeleine, Elisabeth oder Simone – dargestellt wurde. Es ist nicht bekannt, ob eine von ihnen wirklich Geige spielte, aber es ist klar, dass Vallayer-Coster ein außerordentliches Talent bei der Darstellung von Musikinstrumenten hatte. Ein Sinn für Ruhe und Einkehr durchdringt die eigenständige Komposition. Sogar die gerissenen Saiten tragen zur visuellen Exzellenz des Bildes bei, während sie gleichzeitig Fragen bezüglich ihrer Bedeutung aufweisen. Porträt einer Geigenspielerin gehört ohne Zweifel zu den führenden Werken der Künstlerin.