Wir können das heutige Gemälde dank des High Museum of Art in Atlanta präsentieren. Ich liebe es!
Dies ist die erste Arbeit von Thomas Wilmer Dewing, einem Künstler aus der Blütezeit der amerikanischen Wirtschaft, die in die Sammlung des Museums aufgenommen wurde. Das Öl-auf-Leinen-Gemälde ist ein schönes Beispiel für Dewings persönlichen Stil. Eine wunderschöne Frau sitzt alleine in einem Raum. Durch die Haltung des Modells — entspannt in einem Stuhl, in Gedanken versunken, ein offenes Buch vor sich — deutet Dewing an, wie sehr eine Leserin in ihrer Welt versinken kann. Der Windsor-Stuhl aus der Kolonialzeit zeigt, wie sehr der Künstler einfache, harmonische Formen schätzte.
Dewings klassischer, feiner Stil traf den kosmopolitischen Geschmack vieler Sammler der Jahrhundertwende. Ganz vorne dabei war der erfolgreiche Industrielle Charles Lang Freer, der später die Freer Kollektion der Smithsonian Institution gründete. Dewing arbeitete außerdem mit einigen der namhaftesten Vertreter des Geschmacksbürgertums dieser Ära zusammen, so auch mit dem Architekten Stanford White, der exquisite Rahmen für die Gemälde seiner Freunde entwarf, so auch für Eine Lesende. Unter Verwendung historischer Vorbilder der klassischen Renaissance gestaltete White Rahmen, die perfekt zu den filigranen, raffinierten Oberflächen von Dewings Gemälden passten. Sein relativ flacher Rahmen für Eine Lesende mit der stofflich strukturierten Oberfläche zieht das Auge des Betrachters auf das Gemälde und minimiert gleichzeitig den möglichen Schattenwurf des Rahmens auf das Bild.