Dürer wurde in Nürnberg geboren und erhielt eine für das Mittelalter typische Ausbildung von seinem Vater, der Goldschmied war, sowie dem Nürnberger Maler Michael Wolgemut. Dennoch war Dürer für Künstler im Norden einer der wichtigsten Vermittler der Ideen der italienischen Renaissance. Das war das Ergebnis der Erfahrungen, die er auf zwei Reisen nach Italien gesammelt hatte, sowie seiner eigenen sorgfältigen Studien über die idealen Proportionen von Figuren und der Perspektive.
Dürer reiste 1494-1495 und 1505-1507 nach Venedig. Dort lernte er Giovanni Bellini kennen, dessen Einfluss sich in der Madonna mit Kind zeigt. Das athletische Christkind, die stabile Pyramide der Marienfigur, die starke und fast skulpturale Modellierung der Figuren und der Kontrast von klarem Blau und Rot, die die Marienform betonen, erinnern an Bellinis Auseinandersetzung mit dem gleichen Thema.
Andererseits weist die Anordnung Marias innerhalb eines Raumes mit Blick in die Ferne durch ein offenes Fenster auf Dürers Vertrautheit mit niederländischen Devotionalienbildern. Die detaillierte, minutiöse Darstellung der Alpenlandschaft und die sorgfältige Abgrenzung aller Texturen und Oberflächen erinnern an Dürers anhaltende Begeisterung für die Tradition der visuellen Genauigkeit des Nordens.
Die Madonna mit Kind war wahrscheinlich für die private Andacht gedacht. Die kleinen Wappen in den unteren Ecken wurden als die der Familie Haller (links) und der Familie Koberger (rechts) identifiziert, beide in Nürnberg sehr bekannt. Weiterhin wird vermutet, dass das Gemälde von Wolf Haller III in Auftrag gegeben wurde, der 1491 Ursula Koberger heiratete.
- Clinton Pittman
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