Shmuel Zygielbojm (1895–1943) war ein politischer Aktivist der Bundessozialistischen Partei. Nach Februar 1942 war er Mitglied des Nationalrats der polnischen Exilregierung in London. Er informierte die Welt über das tragische Schicksal der polnischen Juden unter deutscher Besatzung. Als Zeichen des Protests gegen die Gleichgültigkeit der Welt gegenüber dem Holocaust der Juden beging er am 12. Mai 1943 Selbstmord. In einem Brief an Präsident Władysław Raczkiewicz und General Władysław Sikorski schrieb er:
(…) Ich kann weder schweigen noch leben, wenn die letzten Überreste des jüdischen Volkes, das ich vertrete, getötet werden. Meine Kameraden im Warschauer Ghetto sind in ihrem letzten heldenhaften Kampf mit Waffen in den Händen gefallen. Ich hatte nicht die Chance, zusammen mit ihnen zu sterben. (…) Durch meinen Tod möchte ich meinen tiefsten Protest gegen die Untätigkeit ausdrücken, mit der die Welt die Zerstörung des jüdischen Volkes beobachtet und zulässt.
Die dargestellte Person befindet sich an der Grenze zwischen Leben und Tod. Der dunkle Hintergrund steht in scharfem Kontrast zum blassen Gesicht des Mannes. Er ist gleichzeitig machtlos gegen das Ausmaß des Leidens, das er bezeugt, und bereit für das höchste Opfer. Hinter Shmuel Zygielbojms Rücken ist ein rotes Leuchten zu sehen, das aus dem brennenden Warschauer Ghetto kommt. Die Gesichtszüge des Mannes drücken Hilflosigkeit, aber auch Wut aus. Dies ist eine Manifestation seiner Zwietracht der Hilflosigkeit sowie eine Warnung für Zeitgenossen. Das Problem der Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Verfolgten gilt bis heute.
Shmuel Zygielbojms Porträt wurde für die Ausstellung Shmuel Zygielbojm - Ich kann weder schweigen noch Leben gemalt, welche vom 11. Mai bis 22. Juli 2018 im Jüdischen Historischen Institut in Warschau gezeigt wird.