Heute beginnen wir unseren besonderen Monat mit dem Russischen Museum. An den nächsten vier Sonntagen werden wir also Stücke aus dessen Sammlung präsentieren. Viel Spaß dabei! :))
Walentin Alexandrowitsch Serow wurde nur 45 Jahre alt. Aber in den drei Jahrzehnten seiner Schaffenskraft hat er so viel hervorgebracht und sein Talent in so unterschiedliche Richtungen entwickelt, dass es gleich für mehrere Leben ausgereicht hätte. Der Künstler war ständig auf der Suche. Unzufrieden mit sich selbst, überwand er Althergebrachtes und schuf ganz Neues – Stillstand war für ihn eine Qual. Er sollte der Künstler werden, der den Übergang von der alten zur neuen Kunst vollzog. Als einer der letzten Vertreter der alten Kunst ist Serow ein echter Klassiker, ein würdiger Nachfolger seiner Lehrmeister, darunter der große Ilja Jefimowitsch Repin. Gleichzeitig war er ein Künstler des neuen Jahrhunderts, ein Meister, der eine weitreichende Perspektive eröffnete.
Serow arbeitete in allen Genres, besonders berühmt aber machten ihn seine Porträts: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war er der beliebteste Porträtist in Russland. Und das ist erstaunlich, da er seinen Models nie geschmeichelt hat. In seinen Porträts wollte er ihrem Charakter auf die Spur kommen und erzielte dabei fast das Groteske. In der modernen Zeit galt dies jedoch als besonderer Stil für strahlende Individualität, die über Sittlichkeit und traditionelle Anmutung gestellt wurde.
Sinaida Nikolajewna Jussupowa musste sich um den „Giftpinsel“ von Serow nicht sorgen: Der Künstler war fasziniert von ihr. Und es war schwierig, sie nicht zu lieben. Denn Sinaida Nikolajewna Jussupowa war gebildet, klug, taktvoll, aber vor allem sehr liebenswürdig und hatte eine Aufrichtigkeit, die man nicht oft an der Spitze der aristokratischen Gesellschaft findet. Ihre Familie war eine der berühmtesten und reichsten in Russland. Ihr Großvater beispielsweise war Anhänger von Katharina der Großen, Gesprächspartner von Voltaire und Besitzer des Guts Arkhangelskoye. Sinaidas Ehemann war der Generalgouverneur von Moskau; ihr Sohn Felix wurde als Mörder von Rasputin bekannt. Es heißt, dass die Familie seit vielen Generationen ein schreckliches Schicksal erleben musste: den Tod des jeweils erstgeborenen Sohnes. Auch Sinaida Nikolajewna Jussupowa entging diesem Schicksal nicht; 1910 begrub sie ihren geliebten ältesten Sohn, der im Duell starb.
Nach der Revolution von 1917 mussten Sinaida und ihre Familie Russland verlassen. Sie lebte zunächst mit ihrem Mann in Rom; nach seinem Tod zog sie zu ihrem Sohn nach Frankreich. Sie starb 1939 in Paris.
PS: Hier siehst du einen russischen Winter, gemalt von Konstantin Alexejewitsch Korowin.