Max Liebermann
In konservative Kreise wurde Liebermann als "Apostel des Hässlichen" geschmäht. Dennoch erwarb der Städelsche Museums-Verein gleich nach seiner Gründung 1899 dieses frühe Schlüsselwerk und bewies damit Mut und Weitsicht. Liebermann hatte die Bewohnerinnen des städtischen Waisenhauses (Burgerweeshuis) von Amsterdam skizziert. Erst später führte er das Ölgemälde in seinem Münchner Atelier aus. Dieses Werk entstand an einem Wendepunkt, als Liebermann sich von den Brauntönen seiner realistischen Periode abwandte und sich mehr orientierte an der aufgelockerten Palette des Impressionismus.
Unter der Leitung der einflussreichen Persönlichkeit Leopold Sonnemann, Reichstagsabgeordneter sowie Gründer und Inhaber der Frankfurter Zeitung, wurde 1899 der Städelsche Museums-Verein als Institution der kollektiven Kunstförderung gegründet. Die ungefähr 80 Vereinsmitglieder feierten ihr Ankaufsdebut 1900 mit dem Erwerb von Max Liebermanns kontrovers diskutiertem Gemälde Der Innenhof des Waisenhauses in Amsterdam. Der Berliner Maler war der Hauptvertreter des deutschen Impressionismus und damit konträr zur kaiserlichen Kunstvorstellung, die sich in Schlachtenszenen und öffentlichen Siegesmonumenten widerspiegelte. Aber auch in den eigenenden Reihen des Vereins stieß das Gemälde auf Ablehnung. Sonnemann reagierte prompt: Er verbürgte sich, einen Teil der Ankaufskosten zu übernehmen und drohte gleichzeitig mit seinem Rücktritt. Angesichts dieses radikalen Schrittes lenkte man ein und hielt die Moderne mit diesem Bild Einzug ins Museum.
Dank des Städel Museums präsentieren wir dieses Meisterwerk des deutschen Impressionismus. : )
P.S. Ein weiteres berühmtes Gemälde aus dem Städel ist Goethe in der römischen Campagna von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein; darüber ist hier zu lesen.
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