Wir setzen unsere wundervolle Partnerschaft mit den Königlichen Museen der Schönen Künste in Brüssel fort mit diesem großartigen, Bosch-haften Bruegel. Viel Spaß!
Pieter Bruegel der Ältere malte dieses Bild als er noch in Antwerpen lebte und dem Kupferstecher Hieronymus Cock Zeichnungen lieferte. Er wendet sich von den zu der Zeit vorherrschenden italienischen Vorbildern ab und taucht in die als altmodisch geltende Tradition von Hieronymus Boschs Welt ein. Ein scheinbar unentwirrbares Durcheinander von Wesen und Formen bietet sich unserem verblüfften Auge dar. Aus der fernen Tiefe eines Lichtkranzes auftauchende Monster werden wie von einer brechenden Welle auf die Erde geschleudert. Engel kämpfen mit ihnen, angeführt vom Erzengel Michael. Gertenschlank in seiner goldenen Rüstung schlägt er mit seinem Schwert auf den Drachen mit den sieben gekrönten Häuptern ein, auf dem er steht. Die Schlacht des Erzengels mit den rebellierenden Engeln wird im Buch der Offenbarung (12, 3-9) beschrieben und seit dem Mittelalter oft dargestellt. In Bruegels Fassung wird die Gewalt nicht durch die bittere Natur der Schlacht ausgedrückt - tatsächlich scheinen Michael und seine zerstreute Heerschar von den Dämonen nicht allzu bedroht zu sein - , sondern durch die Intensität des Sturzes - höllisch und endlos - dieser kriechenden, abscheulichen Masse, die in die gesamte Bildfläche eindringt, in einer erstaunlichen Einheit ihres Tuns, was die Wirkung noch verstärkt. Indem er minutiös beobachtete Details aus dem Reich der Pflanzen, Tiere, Mineralien und Menschen aufgriff und sie zu hybriden, deformierten Wesen zusammensetzte, erfand Bruegel Kreaturen, die zugleich die abstoßendsten, aber auch seltsamsten und fantastischsten sind, die man sich vorstellen kann. Muschelschalen sind auf eine riesige Garnele gepfropft, ein menschlicher Kopf mit Schmetterlingsflügeln hängt an einem formlosen, aufgeblähten Körper, ein verquollener Gnom trägt eine Sonnenuhr und auf dem Kopf einen Federhelm, bösartige Fische mit Armen, Eidechsenschuppen, Krebsscheren... eine schier endlose Liste. Im Tumult ist jedes Element durch die gewissenhafte Darstellung seiner Texturen unterscheidbar. Mit ihren langen, feinen Silhouetten stehen die Verbündeten Michaels, elegant in zarte, lichtfarbene Messgewänder gekleidet, automatisch auf der Seite des Guten, in einem Zustand der Anmut, die ihnen erlaubt, die monströsen Horden mit Leichtigkeit zu beherrschen. Sie bewegen sich durch einen klaren, azurblauen Himmel, der in starkem Kontrast zu der Dunkelheit steht, die den Rebellierenden vorbehalten ist. Bruegel zeigt sich hier als ausgezeichneter Kolorist und setzt geschickt Akzente in Rot, Grün, Blau und Weiß, während er dunkle Braun- mit hellen Beigetönen lebhaft abwechselt.
Text: Véronique Bücken, Museum of Ancient Art. A Selection of Works, Brussels, 2001, S. 88 © Königliche Museen der Schönen Künste, Brüssel.
P.S. Das Thema des Sturzes der rebellierenden Engel taucht auch als Kunstwerk in der bekannten Netflix-Serie Dark auf. Habt ihr es gesehen? Klickt hier, um die Kunst in Dark zu entdecken.
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