Winterszene im Mondlicht

Der in England geborene Henry Farrer war der Bruder von Thomas C. Farrer, einer prominenten Persönlichkeit, die für die Gründung der Society for the Advancement of Truth in Art (Gesellschaft zur Förderung der Wahrheit in der Kunst) verantwortlich und ein Vertreter der präraffaelitischen Bewegung in den Vereinigten Staaten war. Im Gegensatz zu seinem Bruder, der bei John Ruskin in London formalen Zeichenunterricht erhielt, ging Henry wahrscheinlich den Weg des Autodidakten. Ab den frühen 1860er Jahren widmete er sich der Anfertigung akribisch detaillierter Stillleben und Landschaften in Aquarelltechnik.

Diese Kunstwerke wurden regelmäßig bei den Ausstellungen der American Watercolor Society (Amerikanische Aquarell-Gesellschaft) gezeigt, einer Organisation, an deren Gründung er maßgeblich beteiligt war. Winterszene im Mondlicht, eine von Farrers frühesten bekannten Aquarelllandschaften, stellt vermutlich einen Ort in Brooklyn dar, wo er den Großteil seines Lebens verbrachte. Die schmucklose Thematik und präzise Ausführung des Gemäldes reflektiert die frühe Anlehnung des jungen Künstlers an präraffaelitische Prinzipien. Zur gleichen Zeit offenbart der subtile Hauch von Primitivismus sein ernsthaftes Streben nach Selbsterziehung. 

Diese Prägung in Verbindung mit der kalten nächtlichen Umgebung und der dezenten kompositorischen Asymmetrie lässt das Gemälde die beunruhigende Atmosphäre vorwegnehmen, die für die surrealistischen Landschaften des 20. Jahrhunderts charakteristisch ist. 

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