Ottilie Roederstein gehörte zu Lebzeiten zu den international angesehenen Künstlerinnen. Sie wurde in Paris ausgebildet und stellte ihre Gemälde von 1883 bis 1913 regelmäßig in den Salons aus sowie auf den Weltausstellungen von 1889 und 1900. 1891 ließ sich Roederstein zusammen mit ihrer Partnerin, der deutschen Gynäkologin Elisabeth H. Winterhalter, in Frankfurt am Main nieder. Hier engagierten sich die beiden Frauen, deren Lebensgemeinschaft gesellschaftlich akzeptiert war, in der lokalen Frauenbewegung.
Roederstein spezialisierte sich auf Figurenbilder, hauptsächlich Porträts, die sie in Auftrag bekam, malte jedoch auch allegorische und biblische Sujets sowie Aktbilder und Szenen aus dem Alltag. Daneben war die Malerin auch für ihre Stillleben bekannt. Diese zeichnen sich oft durch einen klaren und einfachen Bildaufbau aus, so auch das Gemälde, das wir heute vorstellen. Auf einer rot bedeckten Fläche zeigt es einen schlichten beigefarbenen Keramiktopf, in dem sechs Pinsel unterschiedlichen Typs stehen. Davor ist eine rechteckförmige Palette schräg aufgestellt, die ihrerseits zwei Pinseln Halt bietet. Auf die Palette hat die Künstlerin die drei Grundfarben Blau, Rot und Gelb in abgemischten Tönen aufgetragen. Innerhalb der gesamten Komposition, die aus warmen Rot-, Orange- und Gelbtönen aufgebaut ist, erhält der blaue Farbfleck ein starkes Gewicht.
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