Zwischen den Jahren 1600 und 1609 lebte und studierte Peter Paul Rubens in Italien, wo er tief in die reichen kulturellen und künstlerischen Traditionen des Landes eintauchte. Während eines Aufenthalts in Genua im Jahr 1606 malte er ein Porträt der Marchesa Brigida Spinola-Doria, einer 22-jährigen Frischvermählten aus einem der bekanntesten Adelsgeschlechter der Stadt. Die herrschaftliche Kulisse und das würdevolle Auftreten der Marchesa verdeutlichen ihre hohe gesellschaftliche Stellung. Geschickt nutzte Rubens Licht und Farbe und die dynamischen Diagonalen der Architektur, um ihre imposante Ausstrahlung zum Leben zu erwecken. Das ins Motiv strömende Licht hebt die Falten ihres luxuriösen Satinkleids hervor, während der rote Vorhang dem Ganzen eine gewisse Dramatik verleiht. Ihr Blick und die architektonische Perspektive lassen vermuten, dass das Porträt dazu gedacht war, hoch an einer Wand zu hängen und die Betrachtenden zu überragen.
Das jugendliche Gesicht der Marchesa, gerahmt von einer riesigen und doch kultivierten Halskrause, wird durch ihre großen, ausdrucksstarken Augen und ihr weiches Lächeln belebt. Ihre Eleganz wird darüber hinaus durch ihr leuchtendes Satingewand, kunstvolle Spitze, Juwelen und den aufwendigen Schmuck auf ihrem sorgsam gelockten Haar betont. Hinter ihr tragen der glänzende Marmor und Stein eines Palazzo zu dem allgemeinen Gefühl des Reichtums bei. Das Vermögen der Familie Spinola, großen Unterstützern der Künste in Genua, stammte aus dem Bankgeschäft und dem Handel. Es war üblich für solche Familien, ihr Vermögen durch Ehe zu festigen und Brigida Spinola heiratete ihren Cousin Giacomo Massimiliano Doria im Jahr 1605. Nach seinem Tod im Jahre 1613 heiratete sie den Witwer Giovanni Vincenzo Imperiale, einen genuesischen Senator mit einer Leidenschaft für Dichtung und Kunst. Die Gelassenheit der Marchesa spiegelt möglicherweise die außergewöhnlich fortschrittlichen Rechte und Bürgerrechte wieder, die Frauen zu der Zeit durch Genuas Verfassung zugesprochen wurden. Als junger Sekretär eines Kardinals beschrieb der zukünftige Papst Pius II. Genua als „Paradies für Frauen.“
Ist sie nicht wunderschön?
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PPS: Falls du die Kunst des Künstlers nicht besonders gut kennst, findest du hier die 10 besten Gemälde von Peter Paul Rubens. Für mehr Geschichten zu dem Künstler sieh dir folgende Artikel an.