Innenraum mit Porträts by Thomas Le Clear - ca. 1865 - 65,7 x 102,9 cm Smithsonian American Art Museum Innenraum mit Porträts by Thomas Le Clear - ca. 1865 - 65,7 x 102,9 cm Smithsonian American Art Museum

Innenraum mit Porträts

Öl auf Leinwand • 65,7 x 102,9 cm
  • Thomas Le Clear - 17. März 1818 - 26. November 1882 Thomas Le Clear ca. 1865

Thomas LeClears Innenraum mit Porträts zeigt einen Schlüsselmoment der Geschichte, als die Ankunft der Fotografie die langanhaltende Vorherrschaft der traditionellen Malerei in Frage stellte. Über Jahrhunderte hinweg vertrauten Familien auf Maler, um ihre Liebsten zu verewigen, indem sie lebhafte und oft lebensgroße Porträts in Auftrag gaben. Aber mit der Erfindung der Daguerreotypie im Jahr 1839 trat eine Alternative hervor: kleine, monochrome Fotografien, die zwar weniger bunt waren, aber einen noch nie dagewesenen Realismus boten. 

Dieses unsignierte, undatierte Gemälde wird LeClear zugeschrieben, einem Genre- und Porträtmaler mit Ateliers in New York City, der es laut Familienberichten um 1865 schuf. Laut dieser Geschichten wurde das Gemälde von dem älteren Bruder der beiden abgebildeten Kinder in Auftrag gegeben. Die Hintergrundgeschichte macht das Bild jedoch noch komplexer. Der Junge auf dem Bild war vor kurzem verstorben – nicht als das hier abgebildete Kind, sondern als 26-jähriger Feuerwehrmann, der bei einem Hotelbrand ums Leben kam. Seine Schwester, die auch abgebildet ist, war mehr als 15 Jahre früher in ihrer Jugend gestorben. Viele zeitgenössische Betrachtende haben das Gefühl, der Junge sähe unheimlich leblos aus, fast wie eine konservierte Figur. 

Da es keine lebenden Modelle gab, stützte sich LeClear möglicherweise auf Daguerreotypien der verstorbenen Geschwister, um sie akkurat abbilden zu können. Mit dieser Entscheidung geriet er in den Mittelpunkt einer kontroversen Debatte. Zu dieser Zeit fühlten sich viele Maler*innen von der Fotografie bedroht und wehrten sich dagegen, sie als Hilfsmittel einzusetzen, wobei sie die einzigartigen Qualitäten der Malerei hervorhoben. Indem er die Fotografie in sein Werk integrierte, setzte sich LeClear direkt mit dieser Kontroverse auseinander. 

Auf dem Gemälde wird der Fotograf von hinten gezeigt, unter seinem Tuch versteckt, während er eine Plattenkamera mit Kollodium-Nassplatte bedient, ein Modell, das erst ab 1860 erhältlich war. Dieses Detail hilft bei der Datierung des Gemäldes und weist auf LeClears bewussten Kommentar zu den Spannungen zwischen Malerei und Fotografie hin. Aber wie hat die Fotografie die Kunstwelt in den darauffolgenden Jahren verändert, magst du dich vielleicht fragen. Die Antwort kannst du in unseren Onlinekursen finden, die hier um 25 % reduziert sind! 

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