Der dänisch-norwegische Künstler Johan Christian Dahl gilt als der erste große romantische Maler Norwegens und als Begründer des „goldenen Zeitalters“ der norwegischen Malerei. Im Jahr 1811 zog er aus seiner Heimatstadt Bergen nach Kopenhagen, wo er sich mit 23 Jahren an der Kunstakademie einschrieb, um Landschaftsmalerei zu studieren. Als engagierter Landschaftsmaler fertigte Dahl Freilichtstudien in Öl an, detaillierte Ansichten realer Orte sowie imaginative Landschaften, die auf Erinnerungen und den Werken seiner niederländischen Vorgänger basierten.
1818 reiste Dahl nach Dresden, wo er tief von dem deutschen romantischen Landschaftsmaler Caspar David Friedrich beeinflusst wurde. Auf Einladung des dänischen Prinzen Christian Friedrich besuchte er Rom und Neapel, wo er Ölskizzen anfertigte und Ansichten italienischer Landschaften malte. Nach seiner Rückkehr nach Dresden im Jahr 1821 blieb Dahl dort für den Rest seines Lebens und wohnte in unmittelbarer Nähe zu Friedrich. Er reiste jedoch regelmäßig nach Norwegen und Dänemark und stellte seine Werke häufig in Kopenhagen aus.
Das heutige Gemälde entstand im Januar 1827 in Dresden, nachdem Dahl im Sommer zuvor nach Norwegen gereist war und Christiania (das heutige Oslo) besucht hatte. Das Bild strahlt eine melancholische, nächtliche Stimmung aus – ein Markenzeichen von Friedrichs Kunst – und enthält romantische Motive wie den von Wolken verdeckten Mond, eine felsige Bucht, neblige Hügel, ein gespenstisch vor Anker liegendes Schiff, zum Trocknen aufgehängte Netze und ein Paar, das nachdenklich die Szenerie betrachtet – Elemente, die häufig in Friedrichs Werken zu finden sind. Dahl selbst besaß eines von Friedrichs bekanntesten Gemälden, Zwei Männer in Betrachtung des Mondes.
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